Efeu – Himmelsleiter und Götterschmuck

Seine besonderen Kräfte bezieht der sich rankende Efeu (Hedera helix) wie kaum eine andere Pflanze aus der Erde, aus der er sich wie eine Himmelsleiter spiralig empor windet (helix = Spirale). Die Griechen sahen im Efeu eine Verkörperung des Dionysos, den sie auch »Kissos«, den Efeugott, nannten. Er übernahm in der Winterzeit die Regentschaft in der Orakelstätte des Sonnengottes Apollon in Delphi. Seine Anhängerinnen, die Mänaden, bekränzten sich mit Efeuranken und versetzten bei ihren Umzügen die Menschen in Angst und Schrecken. In ihrer dionysischen Besessenheit entfesselten sie in sich die ganze Wildheit der Natur.
Wie die Mänaden schmückten sich auch einige Tänzer bei Perchtenumzügen mit Efeu. In den immergrünen Blättern sahen unsere Vorfahren eine Verkörperung der »alles liebenden Waldmutter«. Schlangengleich windet sie sich um ihre Geliebten und verwandelt Bäume wie auch alte Gemäuer in verwunschene Plätze. An keiner Burgruine, an keinem Kloster oder Schloss fehlt das düstere Grün. Plätze, an denen der Efeu üppig gedeiht, sind für Menschen eher schädlich. Nach längerem Aufenthalt fühlt man sich vielleicht müde und depressiv, denn Efeu bevorzugt Störzonen, also Wasseradern oder Erdverwerfungen; daher erklärt sich der Glaube, dass es an solchen Plätzen spuken soll. Im Efeu verbergen sich aber nicht nur Geister, sondern auch die Ahnen, weshalb man ihn bis heute als Symbol des ewigen Lebens auf Gräber pflanzt. Das verwundert keineswegs, wenn man bedenkt, dass Efeu, entgegen den üblichen Rhythmen der Natur, im Herbst blüht und im Winter fruchtet. Wie die Pflanze der kalten Jahreszeit trotzt, so sollen auch die Seelen der Verstorbenen mit ihrer Hilfe ohne Schaden durch die Unterwelt gelangen.

Quintessenz ewiger Lebenskraft

Pflanzen, die sich auf Störzonen wohl fühlen, neutralisieren die Unheilskräfte an solchen Orten und sind daher oftmals Heilmittel für Leiden, die durch den längerfristigen Aufenthalt an solchen Plätzen entstehen. Sofern man also in der Nähe eines wuchernden Efeus wohnt und seitdem unter Infektanfälligkeit leidet, sollte man den Efeu als Heilpflanze versuchen. Die Kletterpflanze gehört nämlich zur Familie der Araliazeen und ist somit verwandt mit dem tonisierenden Ginseng und mit dem immunmodulierenden Eleutherokokkus. Wie seine berühmten Verwandten dient der Efeu ebenfalls als Tonikum und Lebenselixier. Schon Hippokrates sah in ihm die »Quintessenz ewiger Lebenskraft; Siechen und Schwindsüchtigen verlängert er das Leben«.
Zur Steigerung der Lebenskraft empfiehlt es sich täglich ein junges Efeublatt zu essen. Besonders hilfreich sind Efeuextrakte auch bei chronischer Bronchitis, denn die enthaltenen Saponine verflüssigen das Bronchialsekret, erleichtern dadurch das Abhusten und wirken zudem noch antimikrobiell (z. B. Ceres Hedera comp.).
Da Efeu zu den Jodlieferanten zählt, kann er jedoch die Schilddrüse aktivieren. Der Arzt und Mistelexperte Johannes Wilkens nennt ihn deswegen sogar »das pflanzliche Thyroxin« (Johannes Wilkens: Misteltherapie). Bei Autoimmunerkrankungen, Entzündungen oder Überfunktion der Schilddrüse muss man mit dem jodhaltigen Efeu allerdings vorsichtig sein und sollte lieber auf homöopathische Verdünnungen zurückgreifen (z. B. Hedera helix D6).
Nicht nur sein ewiges Grün ist eine Signatur der Lebenskraft. Betrachtet man ein Efeublatt genauer, dann fallen einem die hell leuchtenden Blattadern auf – innerlich verwendet, bringt Efeu gleichsam Licht in die dunklen Ecken des Körpers hinein. Doch der Signaturenlehre zufolge deuten die milchhellen Blattnerven die Urverwandtschaft zur Lymphe an, und potenzierter Efeu findet sich in der Tat in bewährten Lymphheilmitteln (z. B. Lymphomyosot von Heel). Ein Geheimtipp zur kosmetischen Anwendung ist nicht zuletzt auch seine entgiftende Wirkung auf das Bindegewebe. Cellulitis lässt sich daher mit Efeu behandeln (Zelloran-Salbe von Pekana).

Veranstaltungstipps Phytotherapie

Rezept: Lungenteemischung

  • Andorn 40 g
  • Damianablätter 40 g
  • Efeublätter 20 g
  • Ehrenpreis, echter 30 g
  • Lungenkraut 30 g
  • Thymian 40 g

Mischen, zwei gehäufte Teelöffel mit 200 ml kochendem Wasser überbrühen,
etwa 8 bis 12 Minuten ziehen lassen, abseihen und bei Bedarf im trinkwarmen Zustand
mit etwas echtem Bienenhonig süßen, bei akuter Bronchitis zwei bis fünf Tassen täglich trinken.

 

Priesterin des Dionysos mit Efeukranz
Alma Tadema, 1880

Zur Beachtung!

Der Leser ist aufgefordert, Dosierungen und Kontraindikationen aller verwendeten Arzneistoffe, Präparate und medizinischen Behandlungsverfahren anhand etwaiger Beipackzettel und Bedienungsanleitungen eigenverantwortlich zu prüfen, um eventuelle Abweichungen festzustellen.

Die in diesem Artikel aufgeführten Rezepte und Behandlungshinweise verstehen sich ausschließlich als Lehrbeispiele und können daher auch weder den Arztbesuch noch eine individuelle Beratung durch einen Heilpraktiker bzw. Arzt ersetzen. Sie sind nicht als Ratschläge zu einer Selbstbehandlung gedacht, sondern wollen lediglich einen Einblick in Therapiemöglichkeiten geben! Die Einnahme der genannten Heilmittel wie auch die Anwendung der Rezepturen oder das Befolgen der Therapieempfehlungen geschieht stets auf eigene Verantwortung. Sollten Sie nicht die Erlaubnis zur Ausübung der Heilkunde haben und über eine entsprechende Erfahrung verfügen, ist es empfehlenswert, sich vor jeder Anwendung kompetenten Rat bei einem Arzt oder einer Ärztin, einem Heilpraktiker oder einer Heilpraktikerin einzuholen. Es ist in jedem Fall ratsam, sich vor der Anwendung eines Heilmittels über mögliche Gegenanzeigen oder Nebenwirkungen zu informieren. Auch sollte die nur modellhaft angegebene Dosierung grundsätzlich überprüft und individuell angepasst werden. Bitte beachten Sie ebenso alle Warnhinweise und Anwendungsbeschränkungen der jeweiligen Beipackzettel.

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