Sonnenwirken in der Pflanzenwelt

Von |2019-11-08T17:06:59+01:0028. Januar. 2019|Kategorien: Paracelsusmedizin, Phytotherapie|Tags: , , , , , , , |

Überall wo Sonnenstrahlen auf die feuchte Erde treffen, selbst in der Wüste, sprießt, wächst und blüht es. Die Sonne ist die oberste Vegetationsgottheit und Urquell allen irdischen Lebens. Doch manche Pflanzen stehen ihr näher als alle anderen. Solche Sonnenkinder aus der Pflanzenwelt erkennt man meist schon von weitem an ihren gelben Blüten, wie etwa das Sonnenröschen oder das Johanniskraut. Insbesondere der großen Pflanzenfamilie der Korbblütler (Asteraceae), zu denen bedeutende Heil- und Nahrungspflanzen wie etwa Arnika, Goldrute, Kamille oder Löwenzahn zählen, gehören viele sonnenhafte Gewächse an. In den strahlend weißen Zungenblüten der Kamille erkannten die Germanen einst sogar ein irdisches Abbild der Wimpern ihres Lichtgottes Baldur.

Eben weil viele Pflanzen aufgrund Ihrer Blütezeit mit der Sonne in Beziehung stehen, erhielten sie Namen wie »Sommertürlein« (Huflattich), »Sommeraug« (Beifuß), »Sonnenwende« (Wegwarte), »Tagundnachtblümlein« (Veilchen) oder »Christrose« (Helleborus). Andere tragen ihr lichterfülltes Wesen weithin zur Schau wie die Königskerze oder der Alant mit seiner majestätischen Gestalt …

Obwohl die Sonnenkinder der Pflanzenwelt auf den ersten Blick derart unterschiedlich erscheinen, gibt es etwas, das alle vereint: Sie haben einen besonderen Bezug zur Sonne und sie zeigen dies durch ihre Signaturen.

Vom Gebrauch der Sinne

Die Lehre von der Zeichensprache der Natur bezeichnet man als Signaturenlehre. Sie ist im Laufe unzähliger Jahrhunderte gewachsen. Paracelsus hatte sie aus der Volksmedizin aufgegriffen und in sein Weltbild wie auch in seine Heilkunst integriert. Er hatte bereits in seiner Jugend heilkundige Bauern kennengelernt, welche die Kräfte der Pflanzen aus deren Signaturen ablesen konnten. Heute, im Zeitalter der Apparatemedizin, Pharmazie und Analytik, kommt dieser Weg der Heilpflanzenerkenntnis, der sich vorwiegend auf die Sinne verlässt, so manchem etwas altmodisch vor. Er beruht nicht auf Maß, Zahl und Gewicht und versteht sich somit auch nicht als »eineindeutige « Wissenschaft. Die Signaturenlehre ist vielmehr ein Weg, Pflanzen sinnlich zu erfahren und in ihrem ganzen Wesen zu begreifen. Doch was versteht man unter einer Signatur, werden sich nun manche Leser fragen. Eine Signatur ist zunächst ein Zeichen im weitesten Sinne. Also eine Blütenform, eine bestimmte Farbe, ein bemerkenswerter Duft, eine außergewöhnliche Gestalt oder ein anderes äußeres Merkmal, das charakteristisch für eben diese Heilpflanze ist.

Aus solchen äußeren Merkmalen oder Kennzeichen lassen sich, sofern man mit dem Pflanzenreich vertraut ist, bestimmte Heileigenschaften ablesen. Dies geschieht auf ähnliche Weise wie etwa ein erfahrener Jäger an den Spuren erkennt, welches Tier seinen Weg gekreuzt hat. Ein erfahrener Kräuterkundiger nimmt die Zeichen der Natur ebenso wahr und kann diese interpretieren. Für manche Naturvölker ist die Signaturenlehre bis heute der einzige Erkenntnisweg geblieben. Regenwaldbewohner haben ursprünglich alle Heilmittel durch deren Signaturen gefunden. Inzwischen gehen unsere Pflanzenforscher in den Urwald, um sich von den signaturenkundigen Ureinwohnern Heilpflanzen zeigen zu lassen und deren Kräfte zu überprüfen. Dabei können die Wissenschaftler das intuitiv gewonnene Heilwissen der Naturvölker oftmals nur bestätigen. Die Wahrnehmung will allerdings geschult sein, und das sinnlich gewonnene Wissen sollte überprüft werden. Dann vermag die Signaturenlehre sogar die lückenhaften Erkenntnisse moderner Wissenschaften wie der Pharmazie zu ergänzen.

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Die Handschrift der Sonne

Sonnenpflanzen haben ebenso viele Gesichter wie die Sonne selbst, die zu jeder Tages- oder Jahreszeit anders erscheint – ein paar Gemeinsamkeiten finden sich dennoch (siehe unten). So wie die Sonne den Mittelpunkt unseres Planetensystems bildet, so zeichnen sich auch ihre Gewächse durch ihre majestätische Natur aus. Sonnenpflanzen führen kein Schattendasein! Sie sind meist weithin an ihrer erhabenen Gestalt erkennbar. Diese Signatur zeichnet das Gänseblümchen als Sonnenpflanze aus, denn es streckt seine Blüten im Frühjahr vorwitzig aus der Wiese. Die lichthungrige Esche gehört aus demselben Grund zu den Sonnenbäumen: Sie schafft sich durch Hochwuchs ihren eigenen Platz an der Sonne. Den meisten, die im Geist nach einer Widerspiegelung der Sonne in der Pflanzenwelt suchen, fallen aber zuerst flammende Sonnenblumenfelder oder sonnengelbe Johanniskrautblüten ein. Ganz recht – die Sonne ist eine Malerin! Ihre Lieblingsfarbe ist zwar gelb, aber ihre Farbpalette entspricht dem Regenbogen. Wir sollten nicht vergessen, dass die Sonne auch das leuchtende Blattgrün des Frühlings, die Blütenfarben sowie das Goldocker reifer Kornfelder hervorgezaubert hat. Sie hat die Farben für das Sonnenorgan Auge geschaffen, und das nicht nur im poetischen Sinn. Wir erfahren späterhin, dass Pflanzen die empfangene Sonnenenergie in Lichtwirkstoffe und Pflanzenfarben umwandeln. Die sichtbaren Hinweise auf Licht- und Wärmewirken sind aber vielfältig. Die Kraft der Sonne wirkt zwar auf alle Pflanzen ein und über diese auf uns; wahre Sonnenpflanzen sind jedoch in einem besonderen Maß gezeichnet. Einige Beispiele sollen dies veranschaulichen.

Sichtbare Sonnensignaturen

Bei einem Streifzug durch die Natur finden sich immer Hinweise auf das Wirken der Sonne, denn alle Pflanzen sind ihre Geschöpfe! Eine wahre Sonnenpflanze vereint jedoch mehrere Sonnensignaturen gleichzeitig in sich.

  • Gelbe bis orange-farbene Blüten: Kennzeichen stimmungsaufhellender Sonnenpflanzen wie etwa Johanniskraut, Königskerze oder Sonnenröschen. Gelbe Blüten sind auch beliebte Schmuckdrogen für Sonnenheiltees (Ringelblumenblüten).
  • Gelbe oder orangefarbene Pflnzensäfte: Signatur mancher Stoffwechselheilpflanzen (Löwenzahn). Nach der Signaturenlehre helfen Berberitze oder Schöllkraut aufgrund ihres gelben Pflanzensaftes bei Gelbsucht und Leber-Galle-Leiden. Der gelbliche Pflanzensaft der Engelwurz zeigt die Lichtbringerin für Seele und Körper an.
  • Sonnenstrahlenartige Blüten oder Staubgefäße: Blütensonnen (Gänseblümchen, Sonnenblumen, Sonnenröschen) oder Blüten mit Staubblättern wie Strahlenkronen (Johanniskraut, Küchenschelle) erhellen das Gemüt oder durchlichten den Stoffwechsel (Löwenzahn).
  • Sonnenrhythmen der Blüten: Blührhythmen zeigen die Lichtqualität einer Pflanze an. Je nachdem ob die Pflanze mit der Frühlingssonne erwacht (Schlüsselblume), die feurige Mittsommersonne in sich aufnimmt (Holunder, Johanniskraut), im Herbst (Silberdistel) oder erst im Winter blüht (Christrose) oder fruchtet (Efeu, Mistel), wirken andere Lichtkräfte in ihr. Sofern Beschwerden immer zur gleichen Tages- oder Jahreszeit auftreten, kann man die entsprechenden Lichtblumen versuchen; z. B. erblüht die Wegwarte vor Sonnenaufgang, und ab Sonnenuntergang öffnen sich die Nachtkerzen.
  • Streben nach Licht: Hochwuchs (Esche) oder ausladende Blattkronen (Kastanien) deuten auf Sonnenbäume hin. Frei stehende Sträucher (Wacholder) oder Pflanzen (Königskerzen) zeigen Lichthunger und haben ein sonnenhaftes Wesen. Sonnenpflanzen überragen meist alle anderen (Gänseblümchen, Arnika, Alant).
  • Helle und warme Standorte: Sonnenpflanzen bevorzugen meist warme, trockene und helle Standorte. Wo die Sonne am heißesten glüht (Mittelmeerländer), findet man besonders feurige Pflanzen: Rosmarin regt den Kreislauf an und verbessert die Konzentrationsfähigkeit, Thymian und Majoran hemmen das Wachstum von Bakterien und Pilzen, Dachwurz regeneriert die strahlengeschädigte Haut.
  • Immergrünes und Langlebigkeit: Wie die Sonne, so zeichnen sich auch deren Gewächse durch Langlebigkeit aus (Mistel, Olivenbaum, Tanne). Immergrüne symbolisieren die Unsterblichkeit (Immergrün) und die ewige Jugend (Wacholder) und sind daher als Kranzkräuter oder Räucherstoffe im Ahnenkult vertreten. Langlebige Pflanzen (Mistel, Olive) dienen meist auch als Altersheilmittel.

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