Silberdistel – Blütensonne mit Dornenkranz

Viele Disteln tragen das Sonnenprinzip in sich, aber unter ihnen gibt es eine, deren Ausstrahlung alle anderen in den Schatten stellt: die Silberdistel (Carlina acaulis). Ihre Korbblüten, die sich an sonnigen Standorten wie etwa auf Alm- oder Magerwiesen im Altweibersommer öffnen, muten wie silberne Sonnenscheiben an. Die Blüten sonnen sind ganz dem Licht zugewandt. Weil sie sich bei Regen schließen, heißen sie im Volksmund »Wetterdisteln«.

Die strahlenden Blüten waren lange Zeit ein begehrter Wandschmuck, dem man magische Kräfte zusprach. Wären sie nicht mit einem messerscharfen Dornenkranz bewaffnet, dann hätte man sie vielleicht längst ausgerottet. Heute stehen sie unter Naturschutz. Doch allein ihr Anblick kann den Lichthunger sättigen und verrät auch, wie man sich effektiv schützt. Die Silberdistel ist in jedem Fall eine Helferpflanze für Menschen, die sich leicht an die Wand drängen oder beeinflussen lassen und denen der natürliche Schutzwall fehlt. Weil wir uns mit einer Pflanze nicht nur die Summe ihrer Wirkstoffe einverleiben, sondern vielmehr noch deren Grünkraft und Pflanzenwesen, kann die Silberdistel solchen Menschen zu natürlicher Wehrhaftigkeit verhelfen. Darüber hinaus erdet die Wurzel kopflastige Menschen.

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Im Alpengebiet hängt die Silberdistel heute noch über manchen Stalltüren, wo sie das Vieh vor Seuchen bewahren soll. Dieser Brauch, wie auch der botanische Gattungsname Carlina, gehen auf Karl den Großen zurück. Der Legende zufolge wütete einst eine todbringende Seuche in seinem Heer. In seiner Verzweiflung bat er in inbrünstigem Gebet um einen göttlichen Rat. Daraufhin erschien ihm im Traum ein Engel. Dieser riet ihm, einen Pfeil abzuschießen und versprach, dass die Pflanze, die von dem Pfeil getroffen würde, heilsam gegen die Seuche sei. Karl der  Große tat wie ihm geheißen, schoss einen Pfeil ab und dieser traf die Silberdistel.

Die Legende deutet bereits die Heilkraft der Silberdistel an. Bewiesen ist heute, dass in der Wurzel Wirkstoffe vorkommen, die in der Tat »seuchenwidrig« sind, indem sie das Wachstum verschiedener Krankheitserreger hemmen: »Der Acetonextrakt, das ätherische Öl und Carlinaoxid besitzen eine starke antibakterielle Wirkung. Getestet wurden u. a. Staphylokokken, Enterokokken, Salmonellen und Shigellen« (siehe Wichtl: Teedrogen). Schon lange bevor dieser Stoff bekannt war, nutzten Volksheilkundler die antibiotischen Kräfte der Wurzelabkochung innerlich bei Durchfällen und äußerlich zur Wundwaschung.

Die in Rotwein gesottene Wurzel steht ferner in dem Ruf, übermenschliche Kräfte zu verleihen. Paracelsus berichtete über einen Mann, der eine Silberdistel bei sich trug und dadurch »Neunmannsstärke« erlangte. Doch für diesen Kraftzauber müsste man dem Aberglauben zufolge am Johannistag noch vor Sonnenaufgang eine neunblütige Silberdistel graben. Wer die Silberdistel kennt, weiß jedoch, dass sie nur relativ selten neun Blüten trägt und auch meist erst im August erblüht. Dennoch handelt es sich um eine Kraft spendende Wurzel, mit der man den Darm sanieren kann. Manche vergleichen den menschlichen Darm mit der Wurzel eines Baumes, denn beide dienen der Resorption von Nährstoffen. Ein intakter Darm ist also unser Kraftquell. Die Silberdistel reinigt ihn tiefgreifend, und wenn man sie kurmäßig einnimmt, bemerkt man bald, dass man besser für die Schlachten des Alltags gerüstet ist. Doch für eine Kur besorgen wir uns die Wurzel über den Handel (z. B. im Kräuterladen), um die Naturbestände zu schonen.

Die Wurzel hat einen leicht schweißigen, fast animalischen Geruch, der ihr den Namen »Eberwurz« eingetragen hat. Der Eber war das heilige Tier des germanischen Sonnengottes Frey, und die Eberwurz war seine heilige Blume. Dies versteht sich als Hinweis auf eine weitere  traditionelle Anwendung: Die vielsamige Kraftpflanze des Frey steigert nämlich die Potenz und die Fruchtbarkeit der Männer. Eine Kinderwunschpatientin, deren Mann die Eberwurz zur Fruchtbarkeitssteigerung verordnet bekam, berichtete einmal, dass sie ihren Mann sogar anziehender fand. Das liegt möglicherweise daran, dass eine Eberwurz-Kur »männlichere« Körperausdünstungen bewirkt und sozusagen von innen heraus parfümiert.

Quelle und Buchtipp

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